Rees soll ein Denkmal bekommen

TROSSINGEN – Der aus Trossingen stammende Raumfahrtpionier Dr. Eberhard Rees hätte kommenden Montag seinen 100. Geburtstag gefeiert. Die Aufstellung eines Gedenksteins, die der Gemeinderat beschlossen hat, soll nur ein Anfang sein: Der Förderverein des Auberlehauses plant langfristig die Einrichtung eines Rees-Museums.

Bisher ist es nur eine Vision“, betont Heinz Messner, Mitglied des Fördervereins und Vorsitzender der Freien Wähler-Ratsfraktion. „Für Trossinger Verhältnisse wäre ein solches Museum ein großer Schritt“, sagt er. „Die Exponate sollten eine Dimension haben, die der Weltraum-Ausstellung nahe kommt.“ Ob dazu ein Neubau vonnöten wäre oder ein vorhandenes Gebäude umgenützt werden könnte, sei noch unklar. Zunächst müsse abgewartet werden, ob das verschobene Museumskonzept für Auberlehaus und Harmonikamuseum 2009 umgesetzt werden könne. Es umfasst eine Gesamtsumme von 1,3 Millionen Euro, gut die Hälfte steuert laut Messner das Land bei. „Es wäre fatal für den Förderverein und Trossingen, wenn das Konzept noch einmal verschoben würde“, sagt der Freie Wähler-Chef.

Rees soll ein Denkmal bekommen

Bild: Volker Neipp und Heinz Messner

Eine Dauerausstellung solle auf private Basis gestellt werden, „wir wollen die Stadt damit nicht belasten“. Exponate müssten laut Volker Neipp, Vorsitzender des Fördervereins, aus den USA nach Trossingen transportiert werden. Nun würden Sponsoren gesucht, die sich bei ihm melden könnten. „Das Museum könnte eine Attraktion werden“, glaubt Messner.

Mit einem anderen Vorhaben ist er indes nicht ans Ziel gekommen: Eigentlich sollten auf Initiative der Freien Wähler Gymnasium und Realschule fortan den Namen „Dr. Eberhard-Rees-Schulzentrum“ tragen. Dies stieß jedoch bei Rektoren und Lehrern auf wenig Gegenliebe. „Sie waren dagegen, weil ein Raketenbauer ihrer Meinung nach nicht der richtige Namensgeber ist“, sagt Messner. Rees war im Zweiten Weltkrieg an der Entwicklung der A4-Rakete beteiligt. Auch der Plan, Rees’ Geburtsstraße, der Schulstraße, seinen Namen zu geben, kam bei einem Treffen der Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats nicht durch – ebenso wie die Idee, die Gabelung Hangen-/Dr. Karl-Hohner-Straße in „Eberhard Rees-Platz“ umzubenennen. „Allgemeiner Tenor war, dort nur eine Erinnerungsstätte einzurichten“, berichtet Messner. Der Gedenkstein soll bis zum Sommer fertig sein.

„Rees war kein Mitglied der NSDAP“, betont Neipp, der eine Biografie über den gebürtigen Trossinger geschrieben hat. „Er war sicher kein Widerstandskämpfer, aber politisch uninteressiert.“ Jedoch sei Rees Mitglied der SA gewesen, „aber das war damals mehr oder minder üblich bei Ingenieurstudiengängen“, so Neipp. Er habe die Werksplanung entwickelt für eine Leipziger Firma, die Panzerketten fertigte. Im Gegensatz zu Wernher von Braun, der selbst in Konzentrationslagern gewesen sei, um Häftlinge für das Raketenbauprogramm auszusuchen, „können wir dies nach heutigem Forschungsstand bei Rees nicht nachweisen“, sagt sein Biograf.

Rees Rolle im Dritten Reich sei deshalb anders zu bewerten als die des Trossinger Unternehmers Fritz Kiehn, nach dem weiterhin eine Halle und ein Platz in der Musikstadt benannt sind. „Kiehn war Mitglied des Freundeskreises Reichsführer-SS und Parteimitglied“, sagt Neipp. „Er hat sich sehr engagiert im Regime und seinen Nutzen daraus gezogen.“ Rees hingegen habe sich „im NS-Regime nie irgendwelche Meriten erworben“.